
Jörg Widmann’s Streichquartette mit Solisten des BRSO
Korbinian Altenberger, Violine
Lorenz Chen, Violine
Benedict Hames, Viola
Jaka Stadler, Violoncello
Jörg Widmanns Streichquartette Nr. 1 bis 4 bilden einen spannenden Werkzyklus, in dem der Komponist das klassische Genre des Streichquartetts mit zeitgenössischen Mitteln neu beleuchtet.
Bereits im ersten Quartett (1997) zeigt sich Widmanns Interesse an Klangexperimenten und Grenzüberschreitungen. Das Werk ist geprägt von abrupter Expressivität, Geräuschklängen, Flüstertönen und einem intensiven Dialog zwischen den Stimmen. Es wirkt beinahe wie ein musikalisches Psychogramm – roh, unmittelbar, fordernd.
Das zweite Streichquartett (2003), das den Untertitel Choralquartett trägt, stellt einen bewussten Kontrast dazu dar. Hier arbeitet Widmann mit der Idee des Chorals als klanglicher und formaler Bezugspunkt. Der Choral erscheint jedoch fragmentiert, verzerrt und in verschiedenen Stadien der Auflösung. Es entsteht ein spannungsreiches Spiel zwischen sakraler Ruhe und innerer Zerrissenheit.
Das dritte Quartett (2003), bekannt als Jagdquartett, ist wohl das bekannteste der frühen Quartette. Es karikiert die Vorstellung einer „musikalischen Jagd“ mit übertriebener Rasanz, motorischer Energie und beinahe grotesker Virtuosität. Es ist zugleich humorvoll, ironisch und brutal – eine Parodie auf klassische Konventionen und ein virtuoses Spektakel.
Das vierte Quartett (2005) geht schließlich in eine introspektive Richtung. Es ist kürzer, konzentrierter und lebt von extremen Kontrasten zwischen Bewegung und Erstarrung. Die Musik wirkt fragil, fast aus dem Innersten hervorgebrochen, mit einem Gefühl der existenziellen Unsicherheit.
Insgesamt zeigen Widmanns erste vier Streichquartette seinen originellen Zugriff auf ein traditionsreiches Genre. Sie vereinen historische Bezüge mit Neuerfindung, klangliche Innovation mit formaler Tiefe – und markieren einen bedeutenden Beitrag zur Kammermusik der Gegenwart.
Der Münchner Jörg Widmann ist als Klarinettist und als Komponist in letzter Zeit sehr bekannt geworden. Sein Klarinettenstudium absolvierte Widmann in München und an der Juilliard School New York. Er tritt mit den berühmtesten Dirigenten und Kammermusikensembles auf und es wurden für ihn zahlreiche Werke geschrieben. Er hat in Freiburg i. Br., wo er lebt, eine Professur für Klarinette an der Musikhochschule inne. Seit seinem elften Lebensjahr betrieb er auch Kompositionsstudien, u. a. bei Henze und Wolfgang Rihm. Für seine Kompositionen erhielt er namhafte Preise. Sie werden häufig aufgeführt. Er pflegt ein breites Spektrum an Gattungen, etwa für Kammerbesetzungen und für grosses Orchester. Zentral im kammermusikalischen Schaffen stehen die Streichquartette.
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